BÄUME FÜR DIE RHEINAUE
SCHULAUSFLUG MIT SPATEN


"Wir haben Stieleichen in der Urdenbacher Kämpe gepflanzt ...", erinnert sich die 13-jährige Beliz Adam. Ihr Klassenkamerad Herbert Scholz (14) stellt klar: "Vier oder fünf Schüler haben sich jeweils um einen Baum gekümmert. Zuerst haben wir die Pflanzlöcher gegraben, so etwa zwei Spaten tief, dann haben wir unseren Baum geholt." Auch Tristan Schlüter (14) kann sich nach einem halben Jahr noch an alle Details erinnern: "Ein Gärtner hat uns gezeigt, wie die Wurzeln beschnitten werden müssen, damit der Baum gut angeht – ich wusste vorher überhaupt nicht, dass man das so machen muss. Und dann haben wir noch Drahtmanschetten um den Stammfuß gelegt, weil die Hasen sonst die Rinde durchknabbern." Für Tristan war die Aktion offenbar mehr als nur ein nettes Intermezzo im Schulalltag: "Ich bin seitdem schon fünfmal dort gewesen und habe nachgesehen, wie der Baum wächst." Der aufgeweckte Teenager hat es allerdings auch nicht so weit wie die anderen aus seiner Klasse. Er wohnt in Urdenbach, nur 15 Wegminuten von der Kämpe entfernt.
Kinder ohne Bezug zur Natur?


Die umfangreichen Vorbereitungen der Pflanzaktionen bekommen die Schüler nur am Rande mit. Etwa ein Jahr vorher muss Lehrer Kurtz den Countdown starten. Die Terminabsprachen im Kollegium, mit den beteiligten Ämtern und den Helfern vom Grünflächenamt brauchen viel Vorlauf, obwohl er inzwischen Routinier ist.
Parklandschaft statt grüner Wand


Zusammen mit dem Vorsitzenden des Vereins, Prof. Klaus Eick, konnte Landschaftsarchitekt Schumann die Zweifler und Zauderer überzeugen. "Es gibt große, völlig ausgeräumte Flächen in der Rheinaue, die sehr artenarm geworden sind. Dort stellen locker verteilte "Gehölzinseln" eine ökologische Bereicherung dar, und auch der Erholungswert einer parkartigen Aue mit Baumgruppen ist viel höher als der einer gehölzfreien Flussmarsch." Schumann und Eick wissen, dass es andere Abschnitte der Rheinaue gibt, die auch künftig waldfrei bleiben sollten, zum Beispiel dort, wo seit Jahrhunderten buntblumige Auenwiesen gedeihen. "Niemand braucht Angst zu haben, dass der Rhein hinter einer grünen Wand verschwindet – bei der Auswahl geeigneter Flächen und der Zusammenstellung standortgerechter Gehölze holen wir immer den Rat der Biologischen Station Urdenbacher Kämpe ein."
Der "Förderverein Wald am Rhein" tut nicht nur Gutes, sondern redet auch darüber. Neuerdings sogar mit einer eigenen Ausstellung, in der die ökologischen Grundlagen, die Landschaftsgeschichte und die laufenden Aktionen dargestellt werden. Dort erfährt man, dass in den letzten Jahren außer der Düsseldorfer Rheinaue bei den Orten Lohausen, Hamm und Urdenbach auch der Hoxbach und der Brückerbach Ziele der Waldgründer waren. Viele hundert Bäume und Sträucher, von der Schwarzerle über diverse Weidenarten bis zum Pfaffenhütchen, brachten sie erfolgreich in den Boden. Im Verlauf der letzten zehn Jahre waren es nicht weniger als 2607 Pflanzen. So viel Engagement verdient Anerkennung. Das fand auch die Stadt Düsseldorf und verlieh dem Verein den Umweltpreis des Jahres 2006. Was mit den überreichten 1250 Euro geschehen soll, weiß der Vorstand schon genau: "Das Geld fließt in die nächste Pflanzaktion."

Wussten Sie schon ...


- … dass Auenwälder von allen mitteleuropäischen Waldtypen die artenreichste Baumschicht besitzen? Neben den auentypischen Baumarten wie Schwarzerle, Esche, Flatter- und Feldulme, Schwarzpappel, Traubenkirsche und mehreren Weidenarten können dort auch Stieleichen, Bergund Feldahorne, Winterlinde und noch eine Reihe anderer Baumarten wachsen.
- … dass Regenwürmer in den Auenböden auch wochenlange Überflutungen überstehen können? Dafür ziehen sie sich in blind endende, u-förmige Gänge zurück, die sie mit Schleim gegen eindringendes Wasser abdichten.
- … dass der sogenannte Weichholzauenwald aus Silber- und Bruchweiden eine jährliche Überflutungsdauer von 180 Tagen verkraften kann? Damit hält er unter allen europäischen Waldtypen den Rekord in Sachen "Wasserfestigkeit".
- … dass Silber- und Bruchweide auch gegenüber den mechanischen Belastungen von Hochwassern sehr unempfindlich sind? Ihre elastischen Zweige mit den schmalen Blättern bieten der Strömung kaum Widerstand. Brechen dennoch Äste ab, wachsen sie rasch nach. Genau diese Eigenschaften machen die Schmalblattweiden zu begehrten Lieferanten von Flechtruten.
- … dass Lianen wie Waldrebe (Clematis) oder Hopfen, aber auch der Efeu in naturnahen Auenwäldern bis in die Baumkronen klettern können? Besonders an den belichteten Rändern bilden sie tropisch anmutende "Vorhänge".
- … dass die Hartholzauenwälder, die einst in großer Ausdehnung die höher gelegenen Auenbereiche unserer großen Flüsse besiedelten, heute in ganz Nordrhein-Westfalen bis auf weniger als 200 Hektar geschrumpft und damit von der vollständigen Vernichtung bedroht sind?
Kommentare
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15.08.2015, solveig kukelies
Die Urdenbacher Kämpe ist zu jeder Jahreszeit immer wieder ein lohnenswertes Ziel in Stadtnähe, egal ob zu Fuß oder mit dem Fahrrad. Durch die Deichöffnung im Jahr 2014 hat sich wieder ein neuer interessanter Bereich ergeben, in dem sich die Natur jetzt im freien Lauf wieder selbst gestalten kann - wunderbar! Mein persönlicher Tipp ist eine September-Wanderung, wenn die Herbstzeitlosen die Wiesen in einen lila Teppich verwandeln. Man muss nur den richtigen Zeitpunkt erwischen!
Die Urdenbacher Kämpe ist zu jeder Jahreszeit immer wieder ein lohnenswertes Ziel in Stadtnähe, egal ob zu Fuß oder mit dem Fahrrad. Durch die Deichöffnung im Jahr 2014 hat sich wieder ein neuer interessanter Bereich ergeben, in dem sich die Natur jetzt im freien Lauf wieder selbst gestalten kann - wunderbar! Mein persönlicher Tipp ist eine September-Wanderung, wenn die Herbstzeitlosen die Wiesen in einen lila Teppich verwandeln. Man muss nur den richtigen Zeitpunkt erwischen!

