FEUCHTWIESE ENNIGERLOH
VOM BRACHVOGEL HÖCHSTSELBST EMPFOHLEN


Die anmutigen Schnepfen mit den großen schwarzen Augen brüteten zu Tausenden im westfälischen Tiefland. Doch die Drainage der Flachmoorwiesen und ihre Umwandlung zu Äckern zog ihnen buchstäblich den Boden unter den Füßen weg. Wo das Wasser schon im Frühjahr in der Tiefe versickerte, konnten die jungen Brachvögel mit ihren empfindlichen, noch weichen Schnäbeln nicht stochern. Ihre bevorzugte Nahrung, Würmer und Schnakenlarven, blieb ihnen im harten Erdreich verschlossen. Dabei halten Brachvögel oft zäh an ihren traditionellen Revieren fest. Ihre Versuche auf trockenen Äckern Junge großzuziehen, sind aber zum Scheitern verurteilt. Dort ist die Sterblichkeit der Jungen zu hoch und die Vorkommen erlöschen schließlich.


Eines der angestammten Brutgebiete befindet sich im Kreis Warendorf, bei Ennigerloh-Westkirchen. Der NABU-Kreisverband Warendorf kümmerte sich schon lange um diese Population. Im Jahr 1995 gelang es schließlich, eine über zehn Hektar große Feuchtwiese im Kerngebiet zwischen Warendorf und Ennigerloh zu kaufen. Das Geld hierfür stellte die NRW-Stiftung zur Verfügung. Zuvor holte die NRW-Stiftung den Rat eines Experten ein: Manfred Kipp, seit Jahrzehnten als einer der besten Brachvogel-Kenner bekannt, unterstützte den Antrag. Eine weitere Empfehlung kam von den Betroffenen selbst: Als wollten sie die Qualität der Feuchtwiesen höchstselbst unterstreichen, siedelte sich just zu dieser Zeit ein weiteres Brachvogel-Brutpaar auf der Fläche an. Die federleichten Farbringe, die die Vögel an den Beinen trugen, wiesen sie als Umzügler aus der Nachbarschaft aus. Manfred Kipp hatte den beiden wenige Jahre zuvor die "Trauringe" angesteckt, als sie noch beim Hof Gerbaulet brüteten. Dort gefiel es ihnen aber nicht mehr, denn wieder einmal waren Wiesen entwässert und in Äcker umgewandelt worden. Über viele Jahre beobachtete und dokumentierte der Vogelkundler auf diese Weise die Lebensgeschichten einzelner Tiere.
Mittlerweile ist ein über 380 Hektar großes Feuchtwiesengebiet zwischen Freckenhorst und Ennigerloh als Naturschutzgebiet gesichert worden. Neben dem Ankauf aus Mitteln der NRW-Stiftung wurden weitere Parzellen auch vom Land NRW erworben. Damit sind die Chancen gestiegen, dass noch größere zusammenhängende Wiesenbereiche vor einer Entwässerung bewahrt werden können. Nur dann wird die "Venntüte", der Charaktervogel der münsterländischen Feuchtwiesen, hier seine Heimat behalten.
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