BARRIEREFREIER NATURERLEBNISGARTEN HERTEN
GARTEN OHNE GRENZEN
Im Garten der BUND-Ortsgruppe Herten herrscht grüne Vielfalt in jeder Form: Kartoffeln und Kerbel, Obstbäume und Weidentipis, blühende Nachtkerzen, Brombeeren und Bienenhotels. 6.000 Kinder pro Jahr, viele von ihnen mit geistigen oder körperlichen Beeinträchtigungen, erweitern hier ihren Horizont, erkunden Pflanzen und Tiere und üben ihr Selbstbewusstsein. Damit der Naturerlebnisgarten auch für all jene nutzbar ist, die einen Rollstuhl oder Rollator brauchen, wird das Gelände jetzt barrierefrei umgestaltet. Dabei packen Flüchtlinge tatkräftig mit an.

"Bei uns bleibt niemand draußen" - Es gibt Angebote für alle Kinder und Jugendliche. Beim spielerischen Erkunden und Arbeiten in der Natur schwinden Ängste und die kleinen Besucher gewinnen neues Selbstbewusstsein.Jedes Jahr empfangen und betreuen Sigrun Zobel und ihr Team vom Naturerlebnisgarten Herten Dutzende von Kita-Gruppen und Schulklassen. Mit einigen Förderschulen aus den angrenzenden Städten arbeitet sie seit vielen Jahren eng zusammen. Am schönsten finden es alle Beteiligten, wenn die Kinder die Früchte ihrer Arbeit selbst einfahren können. Idealerweise kommen sie dafür mehrfach im Jahr, säen im Frühling, zupfen später Unkraut und genießen am Ende des Sommers ein Picknick mit den frischen Produkten. Es geht aber auch arbeitsteilig an einem Tag: Eine Gruppe sägt Brennholz, eine andere macht Kartoffeln aus und die dritte erntet und schnippelt Kräuter. Das eigene Tun weckt manchmal ungeahnte Fähigkeiten. Kinder, die sonst kaum sprechen oder laufen, wachsen über sich hinaus und werden aktiv. "Was meinen Sie, wie gut denen die eigene Kartoffelpfanne schmeckt!"
Mit Begeisterung und Herz
Damit die Gartenarbeit oder das spielerische Entdecken und Erkunden nicht an baulichen Hindernissen oder falschen Abständen scheitert, wird jetzt ein Teil des Gemüse-, Salat und Kräuteranbaus auf Hochbeete verlegt. Außerdem müssen die meisten Wege mindestens doppelte Breite haben, damit sich Rollifahrer problemlos begegnen können. Für Sigrun Zobel, die menschliche Wärme und Fachkompetenz in sympathischer Ruhrgebietsmischung ausstrahlt, ist die Arbeit im Grünen ohne den sozialen Aspekt nicht denkbar: "Als ich vor 30 Jahren anfing, wurde Umweltbildung oft noch mit erhobenem Zeigefinger und sehr akademisch betrieben, aber das ist nicht so meine Art. Für mich sind Herz und Hand wichtiger, da merke ich auch, was von den Menschen zurückkommt".
Hilfe holen und Hilfe bieten
Einfallsreich und praktisch, wie die Hertener Umweltgruppe ist, holte sie sich für die Umgestaltung zu einem barrierefreien Areal Hilfe beim "Haus der Kulturen", einer Einrichtung, die in Herten auch Asylbewerber betreut. So arbeiten jetzt acht bis zehn Flüchtlinge wöchentlich jeweils drei Stunden im Gartengelände, angeleitet von einem Landschaftsarchitekten und einem Umweltpädagogen. Die Asylbewerber aus dem Nahen Osten und Schwarzafrika sind motiviert und hilfsbereit, unter ihnen sind ausgebildete Fachleute. Wenn gleichzeitig eine Gruppe von Kindern in Rollstühlen dort ist und sich ungehindert bewegen kann, sehen die Männer selbst, wie sinnvoll ihre Arbeit ist", sagt Züthü Baritoglu vom Haus der Kulturen. Soheil aus dem Iran zum Beispiel ist gelernter Schreiner. Als Tische und Sitzgelegenheiten für den Garten gebaut wurden, blühte er richtig auf. Und die zwei Dolmetscher, die das Team anfangs unterstützt haben, werden inzwischen nicht mehr gebraucht, weil einige der Flüchtlinge schon ausreichend Deutsch können. Und woher kommt Sigrun Zobels eigene Liebe zur Natur? Zwischen Malven, Mangold und Minze hat sich die Bergarbeitertochter schon als junges Mädchen gerne bewegt: "In den Ferien war ich als Kind immer bei meiner Großmutter und meinen Großtanten im urgroßväterlichen Garten in Herne, das war der Naturerlebnisgarten meiner Kindheit – und später als gelernte Industriekauffrau war die Gartenarbeit mein Ausgleich nach dem Büroalltag."
Text: Günter Matzke-Hajek | Fotos: Bernd Hegert


Mit Begeisterung und Herz
Damit die Gartenarbeit oder das spielerische Entdecken und Erkunden nicht an baulichen Hindernissen oder falschen Abständen scheitert, wird jetzt ein Teil des Gemüse-, Salat und Kräuteranbaus auf Hochbeete verlegt. Außerdem müssen die meisten Wege mindestens doppelte Breite haben, damit sich Rollifahrer problemlos begegnen können. Für Sigrun Zobel, die menschliche Wärme und Fachkompetenz in sympathischer Ruhrgebietsmischung ausstrahlt, ist die Arbeit im Grünen ohne den sozialen Aspekt nicht denkbar: "Als ich vor 30 Jahren anfing, wurde Umweltbildung oft noch mit erhobenem Zeigefinger und sehr akademisch betrieben, aber das ist nicht so meine Art. Für mich sind Herz und Hand wichtiger, da merke ich auch, was von den Menschen zurückkommt".
Hilfe holen und Hilfe bieten
Einfallsreich und praktisch, wie die Hertener Umweltgruppe ist, holte sie sich für die Umgestaltung zu einem barrierefreien Areal Hilfe beim "Haus der Kulturen", einer Einrichtung, die in Herten auch Asylbewerber betreut. So arbeiten jetzt acht bis zehn Flüchtlinge wöchentlich jeweils drei Stunden im Gartengelände, angeleitet von einem Landschaftsarchitekten und einem Umweltpädagogen. Die Asylbewerber aus dem Nahen Osten und Schwarzafrika sind motiviert und hilfsbereit, unter ihnen sind ausgebildete Fachleute. Wenn gleichzeitig eine Gruppe von Kindern in Rollstühlen dort ist und sich ungehindert bewegen kann, sehen die Männer selbst, wie sinnvoll ihre Arbeit ist", sagt Züthü Baritoglu vom Haus der Kulturen. Soheil aus dem Iran zum Beispiel ist gelernter Schreiner. Als Tische und Sitzgelegenheiten für den Garten gebaut wurden, blühte er richtig auf. Und die zwei Dolmetscher, die das Team anfangs unterstützt haben, werden inzwischen nicht mehr gebraucht, weil einige der Flüchtlinge schon ausreichend Deutsch können. Und woher kommt Sigrun Zobels eigene Liebe zur Natur? Zwischen Malven, Mangold und Minze hat sich die Bergarbeitertochter schon als junges Mädchen gerne bewegt: "In den Ferien war ich als Kind immer bei meiner Großmutter und meinen Großtanten im urgroßväterlichen Garten in Herne, das war der Naturerlebnisgarten meiner Kindheit – und später als gelernte Industriekauffrau war die Gartenarbeit mein Ausgleich nach dem Büroalltag."
Text: Günter Matzke-Hajek | Fotos: Bernd Hegert

Vom Zechenparkplatz zur grünen Oase
Das Gelände, auf dem sich der Naturerlebnisgarten des BUND Herten befindet, gehörte vor 80 Jahren zu einem Erholungspark für die Hertener Bergarbeiter, heute ist es Landschaftsschutzgebiet. Von der Volkshochschule Herten, die hier schon früher einen Biogarten bewirtschaftete, kam der Tipp, dass angrenzend ein Brachegrundstück zu pachten sei. Nach der Stilllegung der benachbarten Zeche "Schlägel & Eisen" im Jahr 1996 konnte der BUND den Vertrag für das Grundstück unterschreiben. Nach einigen Jahren wurde es um eine Fläche erweitert, die vorher als Parkplatz gedient hatte. Seit dem Jahr 2001 steht hier das neue Seminargebäude des BUND. Das Grundstück des Naturerlebnisgartens ist heute 1,8 Hektar groß.Stand der Angaben: 2016 / Nr. 2
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